Alles hat einen Anfang, so auch dieses Buch!
Hallo, ich bin Verena und mit den obigen Zeilen beendete ich im Herbst 2020 mein in Finnland begonnenes
Buch. Das Ende ist also der Anfang, was sich hoffentlich
auch bei den noch immer Corona bedingt eingeschränkten Reisebedingungen abzeichnet.
Ich verbrachte den gesamten Oktober auf der größten
griechischen Insel Kreta. Natürlich nicht einen Monat
lang alleine, aber immerhin zwei Wochen, damit ich
mein Buch in passender Atmosphäre beenden konnte.
Insgesamt war es ein fabelhafter Mix: In der ersten Woche erforschten meine Töchter Mia (10, Kosename Mikromaus) und Zoé (11, Minimaus) mit uns zusammen die
wunderschöne Gebirgsinsel und eine Woche verweilte
ich mit Roman, meinem Lebens- und Reisegefährten mit
einer schönen Zeit der Zweisamkeit. Über die gemeinsamen Wochen hatten wir fabelhaftes Wetter, erst als ich
alleine war, um das Buch zu vervollständigen, brodelte
der Himmel und es tobte ein derart beängstigendes Unwetter mit nur kleinen Pausen über die Insel, das alles
bisher Erlebte in die Rubrik „schlechtes Wetter“ degradierte. Was für ein Wetter! Das machte mir aber nichts
aus. Ich reise für mein Leben gern und schlechtes Wetter
kann mir meine Laune längst nicht mehr verhageln. Den
dunklen Wolken hinterherschauend, kramte ich in meinen Erinnerungen an viele vergangene Reisen. Zum
Schreiben war es das perfekte Wetter.
Erinnerungen sind ein wertvolles Gut und ich bin froh,
all die vielen Reisen erlebt zu haben. Da ich auf Kreta
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war, lag es nahe, dass mir gerade mein Urlaub in Griechenland einfiel. Das war 2017.
Oha! So lange ist das schon her? Einstein könnte mir
mein Zeitgefühl vielleicht erklären. Mit jedem weiteren
Jahr auf der Messlatte habe ich den Eindruck, dass die
Zeit schneller läuft.
Der Blick über die Felsen und Berge aus meinem Fenster,
die drohenden Wolken und das Wetterungetüm der
letzten Tage weckten Melancholie in mir. Sie erscheint
nicht unangenehm, sondern wohlig und nuanciert. Oder
hat das etwas mit dem griechischen Wein zu tun? Wie
auch immer, ich erzähle euch in einem Zeitensprung von
einer meiner ersten Reisen nach Griechenland, vor vier
Jahren.
So elegant ruhig wie der Start in Frankfurt verlief die
Landung in Thessaloniki damals nicht. Nach zweieinhalb
Stunden ging der Flieger in den Landanflug, aber vom
Flugplatz war noch nichts zu sehen. Die Landebahn
tauchte urplötzlich hinter den Bergen direkt am Meer in
unser Blickfeld, und nur wenige Sekunden später knallten die Räder geräuschvoll mit einem heftigen Rums auf
den Boden, doch es ging alles gut. Zoé durfte am Fenster
sitzen und sah mich mit großen Augen an, dann hatte sie
den Schrecken auch schon wieder vergessen. Damals
erst acht Jahre alt, war sie genauso aufgeregt und gespannt wie ich. Mia verbrachte währenddessen die Tage
bei ihrem Vater und ich freute mich darauf, mal nur mit
einer meiner Töchter zusammen sein zu können. Nur ein
Jahr Altersunterschied, vertragen sie sich meistens, dennoch erfahre ich mehr über jede Einzelne, wenn wir mal
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„unter uns“ sind. Mein Lebens- und Reisegefährte Roman übernahm die Führung und besorgte einen kleinen
Mietwagen. Der Straßenplan im Smartphone lotste uns
flott zur gebuchten Unterkunft. Wir hatten noch nichts
geplant und steckten im Quartier die Köpfe zusammen,
um gemeinsame Ziele unserer geplanten Rundreise zusammenzustellen. Das war dann auch relativ schnell erledigt und wir hatten einen umfangreichen Plan.
Unser Tourbeginn führte vorbei am mächtigen Olymp,
Richtung Athen. An einem seltsamerweise fast menschenleeren Strand, der schon so etwas wie Winterschlaf ausstrahlte, legten wir eine Pause ein. Jogger hechelten vorbei, einige Liegestühle luden zum Verweilen
ein. Wir nahmen die offensichtliche Einladung an. Ich
checkte das Meer: jawohl, nass und gar nicht so kalt, wie
ich befürchtete. Mit Tempo schoss ich hinein und badete
mich nicht nur im Wasser, sondern auch in dem herrlichen Gefühl von Urlaub, Freiheit, Abenteuer und entspanntem Spaß. Poseidon schien sich ein Jux daraus zu
machen und sendete kräftige Wogen. Wie ein kleines
Kind gluckste ich bei jeder Welle. Huiiii, das machte
Spaß!
„Mama, was bist du albern!“, kicherte Zoé, die mich vom
Ufer aus beobachtete.
Fulminant erfrischt fuhren wir danach nur zweihundert
Kilometer weiter zum Städtchen Volos. Es galt ja nicht,
einen Streckenrekord aufzustellen, sondern so viel wie
möglich von diesem schönen Land zu sehen.
Nach einem gekonnten Einparkmanöver schlenderten
wir zum kleinen Hafen des Ortes und liefen auf einem
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schmalen, betonierten Steg bis zum Leuchtturm, wo wir
gebannt kleine und große Schiffe beim Ein- und Auslaufen aus dem Hafen beobachteten. Minimaus löcherte
uns mit Fragen zu den „Pötten“, manche davon konnte
ich kaum beantworten. Wesentlich mehr hatte der Hafen aber nicht zu bieten.
Als wir zum Auto zurückkehrten, klebte hinter dem
Scheibenwischer ein Zettel, den man auch ohne griechische Kenntnisse schon aus der Ferne identifizieren
konnte: ein Strafmandat. Bei der Unmenge an gelben
und roten Linien auf dem Straßenbelag hatten wir uns
verfranst. Na gut, dann war das so. Die Post in Deutschland würde es uns sicherlich amtlich mitteilen, was wir
falsch gemacht hatten und wie viel wir bezahlen mussten. Nicht ärgern, sondern schmunzeln, lautete die Devise. Nun hatten wir ein Andenken der anderen, wenn
auch unerwünschten Art. Bis in die Trophäen Vitrine
würde der Zettel es jedoch nicht schaffen, das stand fest.
Lächelnd starteten wir die Weiterfahrt und Zoé wunderte sich über das geringe Verkehrsaufkommen, das in
Frankfurt bekanntlich ein „anderes Kaliber“ hat.
An einem beschaulichen Strand mit erkennbar legalen
Parkplätzen nahe unserer Unterkunft ließen wir den Tag
bei einem Fruchtcocktail und Ziegenkäse mit Honig ausklingen. Das Restaurant lag herrlich am Meer und wurde
nur von wenigen Gästen besucht. Während die knallrote
Sonne im Meer versank, legte mein Liebster den Arm um
mich und meine Tochter kuschelte an der anderen Seite
mit mir.
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Vor uns lag der Pagasitische Golf in der ägäischen Bucht:
Mehr wunderbare Kitsch-Romantik ging nicht. Ich spürte
unbeschreibliches Glück. Das sich noch steigerte, als unsere „Happen“ serviert wurden. Der üppige Imbiss hatte
es in sich. Köstlich, köstlich! Ernsthaft versuchte ich, vorbildhaft langsam zu essen und zu kauen, aber es endete
dann eher in einmal kauen, schmecken, genießen und
schwups, weg war es.
Ein anderes Gefühl machte sich ebenfalls bemerkbar:
Mir wurde kalt. Von der See wehte ein kühler Wind und
die Temperatur fiel schneller in den Keller, als ich es erwartet hatte. „Brrr“, bestätigte Minimaus. Ich fror also
nicht alleine und wir flüchteten ins Quartier.
Unser Rund-Trip führte uns in den kommenden Tagen
durch hübsche Dörfer oder Städte, wir genossen die
Sonne, das Meer, die freundlichen Menschen und kamen schließlich in Athen an. Vier Stunden Altertumsforschung sollten ausreichen. Klar, das ist nicht üppig, aber
nach einigen Stunden sind die Füße müde und es reicht
dann auch mit dem Großstadttrubel nebst Ausflügen in
die Geschichte.
Die Akropolis thront 156 Meter hoch mitten in der Metropole auf einem kleinen Berg umgeben von antiken Ruinen, und ist als historisches Monument weithin von allen Seiten Athens sichtbar.
Staunend bekam Zoé den Mund gar nicht mehr zu, und
es prasselten Fragen auf uns „Große“ ein. Glücklicherweise alles Dinge, die wir einfach erklären oder im Internet nachlesen konnten. So fit bin ich nämlich nicht mit
dem griechischen Altertum. Zoé schenkten wir einen
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Bausatz des Monuments; stolz auf „ihre“ Akropolis, hat
sie diese nach wie vor im Regal stehen.
Doch die Tempelruine Parthenon ist am eindrucksvollsten. Ich nehme an, dass ich meine Zeilen nicht mit griechischer Geschichte über die Göttin Pallas Athena und
alle mit ihr oder der antiken Geschichte zusammenhängenden Ereignisse anreichern muss, oder? Vom Aussichtspunkt hat man einen fulminanten Blick auf Athen.
Nachdem wir uns die Ruinen angeschaut hatten, wandelten wir hinunter in die Stadt. Viele Straßenkünstler
und Souvenirläden kreuzten unseren Weg. Es war viel
los auf den engen Gassen. Um einen noch besseren Eindruck von der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten zu
bekommen, beschlossen wir, in einem der roten Doppeldeckerbusse mit Audioguide eine Stadtrundfahrt zu machen, was sich wirklich lohnte. Da wir viel Vergangenheit
über die Stadt erklärt bekamen und uns das Verkehrschaos bequem von oben anschauen konnten.
Den Kopf voller neuer Eindrücke, wanderten wir wieder
zur Akropolis hinauf, um zum rückseitig geparkten Auto
zu gelangen. Diesmal ohne Strafzettel. Unsere Füße leisteten Schwerstarbeit und sogar Zoé war geschafft (was
selten gelingt).
Gemächlich brummten wir an der Küste entlang und
machten im Städtchen Kineta am Korinthkanal Halt. Der
Blick übers Meer war spannend, große Containerschiffe,
Frachter und kleinere Boote standen quasi Schlange, um
durch den engen Kanal zu schippern. Wikipedia erklärte
uns, dass man mit der Kanalfahrt 325 Kilometer Seeweg
um die Halbinsel Peloponnes einspart. Gut zu wissen,
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vielleicht kommen wir ja mal mit einem Boot in diese Gegend.
Abends beobachteten wir gemütlich den Sonnenuntergang, bis man die Lichter der Schiffe sich im Meer spiegeln sah, über uns funkelte ein von Sternen beleuchteter
Himmel. Ja, Griechenland ist wundervoll. Auch ein preiswertes Zimmer fanden wir in Strandnähe.
Mit dem obligatorischen Morgenkaffee und Zoés Kakao
wanderten wir am Folgetag erst an den Strand und dann
auf eine der Brücken, die über den Korinthkanal führt.
Von dieser sprang ein mutiger Bungee-Jumper in die
Tiefe, andere folgten und manche tauchten sogar bis ins
Wasser ein. Ein Glück für sie, dass kein U-Boot unten der
Wasseroberfläche lauerte! Meine Tochter war beeindruckt, und, zugegeben: ich auch. Wir wollten es jedoch
lieber nicht ausprobieren.
An den nächsten Tagen geschah außer Feriengenuss
nichts besonders Erzählenswertes. Abgesehen vom Federvieh einer ländlichen Herberge, in der wir für einen
Tag unterkamen: Es gab dort jede Menge Truthähne und
das „Putern“ der schmackhaften Hühnervögel begleitete uns fortan als running gag. Roman machte den Truthahn, Zoé stieg dann glucksend ein und wir kamen aus
dem Lachen nicht mehr raus.
Die Tour auf der A8 Richtung Patras und weiter auf der
A5 gen Norden mit Stopps an verschieden Stränden für
Badepausen war schlichtweg entspannend. Ich genoss
Griechenland mit seiner Beschaulichkeit.